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Ätherische Öle: Das Geheimnis der reinen Essenz

„Du bist Aromatherapeutin? Interessant“, sagt meine neue Bekanntschaft Clara bei einem Party-Smalltalk. „Meine Freundin vertreibt auch ätherische Öle der Firma XY. Das ist nämlich die reine Essenz. Diese Öle darf man sogar trinken…..“ Clara scheint sehr überzeugt von dem, was sie erzählt. Doch ich fange an, mir Sorgen zu machen, denn so einfach ist die Sache leider nicht. Um mit ätherischen Ölen kompetent umzugehen, braucht es mehr Informationen als nur Smalltalk.

„Möchtest du meine Meinung dazu hören?“, frage ich Clara. Sie ist interessiert, und wir setzen uns in eine ruhige Ecke, um das Geheimnis der reinen Essenz zu lüften:

„Ätherische Öle“, beginne ich zu erzählen, „werden aus Aromapflanzen gewonnen. Zur Gruppe der Aromapflanzen gehören alle Pflanzen, die in ihren Blättern oder Wurzeln, in ihren Früchten oder Blüten, im Harz oder in den Samen große Mengen an natürlichen Essenzen enthalten.

Natürliche Essenzen sind also in der Pflanze enthalten. Daraus werden ätherische Öle gewonnen: durch Wasserdampfdestillation der Blüten, durch Auspressen von Fruchtschalen oder andere Verfahren.

 

Ätherische Öle sind Konzentrate

 

Die ätherischen Öle, die wir in der Flasche kaufen können, sind stark konzentrierte Öle, die in der Natur niemals in dieser hohen Konzentration vorkommen:

  • Aus 3500 kg bis 5.000 kg Rosenblüten wird ein Liter ätherisches Rosenöl gewonnen. Der Liter kostet auf dem Weltmarkt ca. 7500 Euro. (1)
  • Aus 120 kg Lavendelblüten wird ein Liter ätherisches Lavendelöl gewonnen.
  • Aus 3 kg Vanilleschoten wird ein Liter Vanilleextrakt gewonnen.

Die Öle entfalten ihre volle natürliche Wirkung in ihrer natürlichen Konzentration. Und da wir auch Teil der Natur sind, ist die natürliche Konzentration für uns die günstigste. Deshalb müssen 100 % naturreine ätherische Öle vor ihrer Verwendung wieder in ihre natürliche Konzentration verdünnt werden.

© monicore, pixabay

Die höchste Qualität haben
100 % naturreine Bio-Öle

 

Ein Naturprodukt, so auch die ätherischen Öle, hat in seiner 100 % natürlichen Form – die korrekte Bezeichnung lautet: in seiner 100 % naturreinen Form – die höchste Qualität.

Allerdings hängt diese Qualität von den Lebensbedingungen der Pflanze ab, auf die wir Menschen viel Einfluss nehmen.

Die höchste Qualität haben für mich 100 % naturreine Öle aus Wildwuchs oder aus biologisch dynamischem Anbau. Der beste mir bekannte Qualitätsnachweis sind die demeter-Zertifizierungen.

100 % naturrein kann nicht besser werden

 

Ein 100 % naturreines Öl kann nicht noch reiner werden. Die Öle – auch die ätherischen Öle – dürfen nicht verändert werden, denn sonst sind sie eben nicht mehr 100 % naturrein.

Das Rosenöl z. B. besteht aus mehr als 400 chemischen Verbindungen, die wissenschaftlich bisher nicht in ihrer Gesamtheit bestimmt werden konnten. (1) Und nur in dieser Mischung ist das Rosenöl naturrein. Werden Wirkstoffe daraus extrahiert, dann wirken sie anders als im Rosenöl. Denn genau die mehr als 400 Inhaltstoffe ergeben das kostbare Rosenöl und wirken wie Rosenöl. Keine andere Mischung.

© silviarita, pixabay

Zuviel des Guten kann Gift sein

 

„Aha“, sagt Clara zu mir, als ich eine Redepause einlege. „Und darf ich die ätherischen Öle nun trinken oder nicht?“

„Die ätherischen Öle von Gewürzen oder essbaren Blüten kannst du in Maßen zwar einnehmen“, antworte ich. „Also alle 100 % naturreinen Öle, die aus essbaren Pflanzenteilen gewonnen werden. 

Aber du musst schon genau wissen, was du tust: Du solltest diese Öle nur in der richtigen Dosierung – also stark verdünnt – verwenden und nachdem du dich eingehend mit dem Öl beschäftigt hast.“

Schon gewusst? Jedes Naturprodukt kann in der falschen Dosis zu Gift werden.

Es gibt ein Zuviel des Guten! Sogar an unserem Lebenselixier Wasser können wir uns vergiften, wenn wir zu viel davon trinken.

Mehr Infos zur Wasservergiftung gibt es z. B. hier:

Am Ende des Abends verabschiedet sich Clara von mir: „Danke für deine Infos. Das war sehr interessant. Ich mach mich jetzt auch schlau.“

Quellenangaben:
(1) Monika Werner, Ruth von Braunschweig: Praxis Aromatherapie, Karl F. Haug Verlag, 5. Auflage, S. 201/2002)